Die Provinz von Vicenza ist eine geschichtsträchtige Gegend voller künstlerischer und architektonischer Schätze. Aber neben der Geschichte der Bücher und Chroniken gibt es auch noch die ungeschriebene, geheimnisumwobene Geschichte der Legenden, der Hexen, Ungeheuer und Feen. Wir beziehen uns hier auf das faszinierende Geflecht des “man sagt, dass“ und „man erzählt sich“, das noch heute die Salons der Vicentiner Oberschicht und die Begegnungsstätten der einfacheren Leute (ein Brauch, der an die mittlerweile fast vergessenen „filò“, eine Art Treffen, die man an den Abenden in den Ställen abhielt, anknüpft) belebt.

DER KNOTTO-ALTAR - Rotzo
Am östlichen Rand des Hochplateaus von Asiago, auf dem Gebiet der Gemeinde von Rotzo, erhebt sich der Tafelberg der Sieben Gemeinden steil oberhalb des Valdastico. Hier existiert ein enormes Massiv, das oberhalb des Abgrundes geradezu im luftleeren Raum zu schweben scheint: der Knotto-Altar. Vor diesem heidnischen Altar beteten um das Jahr 1000 die Bergeinwohner des Hochplateaus eine Gottheit germanischen Ursprungs wie Odin - Thor - an. Um diesen alten Stein des Knotto-Altars herum erbrachte man Gaben und Opfer zu Ehren der Geister der Wälder, der Berge und der Quellen. Der Ort wird auch “Pria del Diavolo” genannt, da er noch heute mit diabolischen Erzählungen mysteriöser und gleichermaßen faszinierender Kräfte in Zusammenhang gebracht wird.

DIE GRAFFITIS DES VAL D'ASSA - Roana
In einer sehr tiefen und unwegsamen Schlucht, die von der Ebene von Vezzena ausgeht und schließlich ins Valdastico mündet, finden sich sowohl in der Talsohle als auch auf halber Höhe Zeichen für die Existenz primitiver Völker, die zum Zeugnis antiker Rituale mehr als 10.000 Felsenzeichen hinterlassen haben. Man glaubt, dass das Tal auf die frühgeschichtlichen Völker einen besonderen Reiz ausgeübt hat, so dass sie es als heilig verehrten und zur Durchführung spezieller Zauberriten und Beschwörungen aufsuchten.
Die ältesten Graffitis gehen auf die Jungsteinzeit zwischen 5000 und 4000 v.Chr. zurück (diese Datierung ist jedoch nicht definitiv). Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte um Zeichen, an denen man die Wandlung der Riten und religiösen Kulte ablesen kann, ergänzt.
Es fehlt nicht an Hinweisen auf vermutliche astrale und kosmologische Mythen, und der Phantasie des Betrachters sind in Anbetracht der Symbole, die auf Flugobjekte und rätselhafte Wesen „hindeuten“, keine Grenzen gesetzt. Manch einer betrachtet die in den Stein eingeritzten Erzählungen als Hinweise auf Invasionen von Außerirdischen, die an Bord gigantischer Raumschiffe auf unserem Planeten gelandet sind.
Wenn man nun anderen Volkslegenden nachspüren möchte, so kann man das “Tanzerloch” von Camporovere besichtigen, einen ca. 78 Meter tiefen Schlund, in dem Hexen wie die Verrückten tanzen und singen sollen und die schönen Mädchen magisch anziehen, die sich nachts in den Wald wagen. Ebenfalls in Roana kann man die "Loite Kugela" besichtigen, eine Grotte, die so groß wie eine Kirche ist und einst dem gesamten Dorf als Zufluchtsort diente, ebenso wie das Giacominerloch, einen Schlund, in dem der Holzfäller Josele verschwand, der sich in die schöne Giacomina, ein geheimnisvolles, an unterirdischen Flüssen und Seen lebendes Wesen, verliebt hatte.

DER GEIST VON LUIGI DA PORTO - Montorso
Die berühmte Novelle von Romeo und Julia, die Shakespeare so sehr beeindruckte, dass er ihr eine seiner besten Tragödien widmete, war von Luigi Da Porto in der Stille seines Landsitzes in Montorso geschrieben worden.
Von dem Herrensitz im Zentrum des Ortes, in dem der Schriftsteller zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelebt hatte, ist in Wirklichkeit fast nichts geblieben, lediglich ein alter Säulengang und ein Wachturm. An Stelle des Hauses entstand ab 1662 die schöne Villa Palladios "Da Porto Barbaran", Werk des Franzosen Cherrette. Es wird erzählt, dass sich Da Porto nach Montorso zurückzog, nachdem er sich eine Kriegsverletzung zugezogen hatte, die ihn entstellt und gebrechlich machte. Das was wir von dieser gepeinigten und melancholischen Figur noch finden können, wenn wir hierher nach Montorso kommen, ist der Berg namens "la Fratta”. Wenn man sich von dem Domizil entfernt und nach links in die Via Villa einbiegt, stößt man auf das Haus der Bauern, wo sich Da Porto gern aufhielt und wo den Dorfeinwohner zufolge sein unruhiger Geist noch immer umgeht (die Legende hat nach einem Dokumentarfilm im japanischen Fernsehen über den Geist von Da Porto, der auf dem Bildschirm von einem Medium heraufbeschworen worden war, internationale Bekanntheit erlangt). Am Ende dieser Straße auf der linken Seite beginnt der Aufstieg auf den Berg, auf dem sich Luigi gern aufhielt, um die beiden Schlösser von Montecchio Maggiore zu bewundern, die man heute Romeo und Julia zuschreibt.

DIE ECHTEN VERLOBTEN - Orgiano
Die „echten Verlobten“ Alessandro Manzonis haben in Orgiano gelebt. Das beweist uns die Rekonstruktion des Prozesses, der 1607 zur Verurteilung zu lebenslänglicher Haft eines gewissen Paolo Orgiano führte. Die Akte, die mehr als zwei Jahrhunderte lang in einem verstaubten venezianischen Archiv begraben lag, gelangte 1819 in die Hände von Alessandro Manzoni, sozusagen als Krönung der "geheimen Beziehungen“, die er zu Agostino Carlo Rubbi, einem österreichischen, in Gerichtsgeheimnissen sehr praktischen Funktionär unterhielt.
Der Prozessakte kann man entnehmen, dass Ende des 16. Jahrhunderts in diesem Vicentiner Ort der berüchtigte Paolo Orgiano (Don Rodrigo) durch Gewaltakte und Gräueltaten zu Lasten der Bauern auffiel. Das Lieblingsziel der Streifzüge, die er als Anführer seiner grausamen Anhängerschaft durchführte, war der “Raub” junger Mädchen.
Weitere Figuren, die Manzoni der Prozessakte entnommen zu haben scheint, sind: Renzo und Lucia (die Bauern Vincenzo und Fiore), Pater Cristoforo (Pater Ludovico Oddi) und der Graf Zio. Letzterer, der sich in der geschichtlichen Realität Settimio Fracanzan nannte, lebte in der von Säulen und Freitreppen charakterisierten Villa Fracanzan-Piovene, einem trefflichen Beispiel venetischer Architektur, selbst in der originellen Mischung verschiedener Stilrichtungen in der Südfassade. Das Domizil wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und erhebt sich ein wenig außerhalb des Zentrums von Orgiano.

DIE GROTTE DES HEILIGEN BERNHARD UND DIE KERKER VON MOSSANO - Mossano
In diesem lieblichen, auf den Hügeln gelegenen Städtchen gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten: Einige alte Wege, die bis vor ein paar Jahrzehnten noch täglich von den Einwohnern benutzt wurden, sind in jüngster Zeit wieder hergerichtet worden und bilden eine Wanderroute, die einen großen Panoramabogen auf den Monti Berici beschreibt. An diesem Weg warten viele Attraktionen, zu denen auch die Grotte des Heiligen Bernhard gehört. Die Höhle, die in europäischem Maßstab als eine der interessantesten Stätten gilt, ist noch heute Gegenstand von Ausgrabungen, die belegt haben, dass hier im Paläolithikum und noch weit vorher prähistorische Menschen weilten … es wurden sogar Spuren des Neandertalers entdeckt! Die Höhle diente den Einwohnern von Mossano bei Kriegen und feindlichen Überfällen häufig als Zufluchtsort.
"Le Prigioni" (die “Kerker”) sind eine ebenso faszinierende wie geheimnisvolle Felsenfestung innerhalb eines Privatbesitzes. Es handelt sich um einen “Felsenpalast” mit Treppen, Kammern, Zimmern, Loggien und Fenstern, die teilweise mit Backstein verstärkt wurden.
Dieses Felsengewölbe ist in seiner Großzügigkeit etwas wirklich Einzigartiges.

DIE EINSIEDELEI VON SAN CASSIANO - Lumignano
Die Ortschaft Lumignano ist berühmt für ihre Erbsen, ihre stark frequentierte Kletterwand und noch mehr für ihre Grotten. Das was die Forscher und Besucher jedoch in besonderem Maße anzieht, ist die Höhle von San Cassiano. Auf dem Berg im Rücken der Ortschaft auf einer großen steil aufragenden Terrasse erhebt sich die tausendjährige Einsiedelei, in die sich der Legende nach die Heiligen San Teobaldo und San Cassiano zum Gebet und zur Meditation zurückgezogen hatten. Und ebenfalls hier finden noch heute Höhlenforschungsseminare statt. Folklorefreunde kommen hier, um dieses geologische Wunder zu betrachten und sich gegenseitig Geschichten über jene phantastischen Kreaturen zu erzählen, die - zumindest in der Vorstellungswelt des Volks – seit jeher in den Vicentiner Grotten und Höhlen "wohnen". Zu den mündlich überlieferten Legenden gehört die Begebenheit um Adelaide, die Königin Italiens (historische Persönlichkeit, hat im 10. Jahrhundert tatsächlich gelebt). Ihr ist die "Königinnenhöhle“ ("Covolo della Regina") innerhalb der Einsiedelei gewidmet. Nachdem sie aus dem Gefängnis geflohen war, in das sie von Berengario nach dem Mord an Lotario, ihrem Gemahl, geworfen worden war, fand Adelaide für einige Zeit in diesen Grotten Unterschlupf, bevor sie sich endgültig in der Stadt Este in Sicherheit brachte. Die Königin sandte zeit ihres Lebens aus Dankbarkeit gegenüber diesem Ort Gaben, Trockenfrüchte und „heilige“ Bücher an die Büßer, die sich hierher zum Gebet zurückgezogen hatten.

DIE COVOLI (HÖHLEN) UND DIE STRASSE DER VENTIDOTTI - Costozza
Das gesamte Felsengebiet zwischen der Gemeinde von Longare und den Ortsteilen Lumignano und Costozza ist mit einem besonderen Typ von Grotte übersät: dem so genannten “covolo”. Es handelt sich um regelrechte Räume mit einem normalerweise engen, türähnlichen Eingang, die sich in den Felsen gebildet haben und die von den Talbewohnern zu bestimmten Zeiten, bei Kriegen oder feindlichen Überfällen als Unterschlupf genutzt wurden. Viele dieser Höhlen sind schon immer von geheimnisvollen Wesen „bewohnt“, die dem einsamen Besucher gefährlich werden können, der der Legende nach in der Nacht Gefahr läuft, die Hexen anzutreffen und zu stören, die in den Wäldern und auf den Wegen herumirren und tanzen. Hier hat auch der Teufel Purafiaba, Protagonist einer hübschen Geschichte des Vicentiners Giovanni Da Schio, den Weg zur Hölle gefunden. Und es gibt auch den so genannten “Covolo del Prussiano”, wo ein eigenbrötlerischer Misanthrop belgischer Herkunft wohnen soll, der zur Abschreckung von unartigen Kindern benutzt wird.
Wer sich gern seiner Phantasie überlässt, der kann sich von Ruinen, Waldlandschaften und Höhlen gefangen nehmen lassen und sie sich als Wohnort von Hexen vorstellen, bösen Kreaturen, die Unglück bringen und gegen die noch nicht einmal Pastor und Weihwasser etwas ausrichten können. In den Höhlen, Schluchten und Kluften eines großen Teils der Umgebung von Vicenza treiben sich die „Anguane“ herum, hübsche, aber grausame junge Frauen, die im Wasser leben und den Undinen der germanischen Mythologie ähneln. Sie ziehen unschuldige Wanderer unwiderstehlich in ihren Bann, bieten sich als Begleiterinnen an, um sie dann für immer und ewig in ihr höllisches Reich zu verschleppen. Aber in vergangenen Zeiten konnte es auch passieren, dass man Hilfe von Feen bekam, die jungen Männern, die bald heiraten würden, magische Wollknäuel schenkten. Die Feen kann man nachts sehen, wenn sie an endlosen, manchmal sogar von einem Felsen zum anderen gespannten Seilen Wäsche aufhängen. In Costozza gibt es eine unterirdische Straße mit dem Namen "dei ventidotti". In der warmen Jahreszeit kann man hierher gelangen, indem man sich in das Gasthaus Taverna Eolia begibt, wo man einen Eingang findet und wo auch das ganze Jahr über eine Karte zur Verfügung steht, auf der der Weg eingezeichnet ist: es handelt sich um einen sieben Kilometer langen Weg, der zwischen Naturgrotten und Höhlen entlang führt, die sich unterhalb der Ortschaft befinden. Nach einem Spaziergang, bei dem man faszinierende geologische Wunder zu sehen bekommt, kehrt man zur Taverna Eolia zurück. Sehr reizvoll sind die zwei Ausgänge, die zur Villa Carli bzw. zur Villa Da Schio führen.

VILLA VALMARANA AI NANI - Vicenza
In Vicenza darf man sich keinesfalls eine Besichtigung der berühmten kunstvollen Villa Valmarana entgehen lassen, mit deren Bau man 1669 begann und die 1757 mit Fresken von Vater und Sohn Tiepolo verziert wurde. Hier – so erzählt man sich – hatte einst ein reicher und mächtiger Fürst ein schauriges, von hohen Mauern umgebenes Schloss errichten lassen, damit seine einzige Tochter Jana, eine missgebildete Zwergin, nicht darunter leiden müsse, andere Menschen zu sehen, die schöner seien als sie. Aus diesem Grund waren auch die Diener, mit denen er das Mädchen umgab, allesamt Zwerge. Viele junge Männer jedoch, die von dem Reichtum des Fürsten und dem schönen Antlitz des Mädchens angezogen waren, kamen, um um ihre Hand anzuhalten, aber sobald sie sie sahen, zogen sie sich unter irgendeinem Vorwand zurück. Eines Tages verliebte sich nun das arme Mädchen heftig in einen der vielen Anwärter, der wie alle anderen Reißaus nahm, nachdem er sie gesehen hatte. Die Unglückliche ging auf den Balkon und schaute auf die Straße, um den Geliebten zurückzurufen. Dabei beugte sie sich ohne jede Vorsicht nach vorn, so dass sie auf die Straße hinunterfiel und starb. Man erzählt sich, dass die Zwerge, die auf die Mauer gestiegen waren, um zu sehen, was passiert war, vor Schmerz zu Stein wurden. In dieser Haltung können wir sie noch immer sehen – sie stehen wie dekorative Skulpturen vor der Villa, die auch nach ihnen benannt wurde („Villa Valmarana ai nani“ – „Villa Vilmarana der Zwerge").

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