Am 3. September 18 begab sich Goethe von Karlsbad aus auf eine Italienreise. Eine plötzliche Abfahrt, mitten in der Nacht, unter falschem Namen, die von vielen als "Flucht" ausgelegt wurde. Der Dichter ließ seine komplizierte Liebe zur Baronin von Stein hinter sich, mit der er dennoch in regelmäßigem Schriftwechsel blieb, und die vielen öffentlichen Ämter, die ihn von seinem literarischen Schaffen abhielten. Um Ruhe zu finden und in der Absicht, seinen Neigungen außerhalb jedes Protokolls freien Lauf zu lassen, fuhr der Dichter über den Brenner von Verona nach Vicenza und dann nach Padua und Venedig, wo er sich lange aufhielt, dann nach Rom, dem sein größtes Interesse galt, und schließlich nach Neapel und Palermo. Seine Reise sollte eigentlich nur wenige Wochen dauern, zog sich jedoch letztendlich zwei Jahre hin. In Vicenza hielt er sich vom 19. bis 26. September auf. 1790 kehrte er kurz hierher zurück.

STRECKE 1
Goethe war in seiner Woche in Vicenza ein von seinen Lasten befreiter Mann, der sich bar seiner Stiefel und anderer überflüssiger Dinge, allzu gern unter das Volk mischte, um dann das Benehmen der Männer und die ungewöhnliche Schönheit gewisser dunkelhaariger gelockter Damen zu lobend zu erwähnen. Wir begegnen ihm auf der Piazza dei Signori, wo sich die Basilika des Palladio erhebt, das erste Werk des hoch verehrten Baumeisters. Goethes Tagebücher vermitteln uns eine lebhafte Vorstellung von dem Dichter, der sich unter schattigen Säulengängen an Weintrauben stärkte. Weitere Lobgesänge betreffen die gewaltige Loggia del Capitaniato, ebenfalls ein Werk des Palladio, aber aus einer späteren Zeit. Den Denkmalsbereich schließt der Komplex Monte di Pietà ab, in dem sich einst der Sitz der Stadtbibliothek befand, die der Dichter besuchte, um ihrem Gründer, dem Rechtsgelehrten Bertolo, Ehre zu erweisen. Seine Bewunderung für die Männer der Wissenschaft kommt auch im Besuch des bedeutenden Botanikers Turra und des Architekten Bertotti Scamozzi, eines direkten Erben der Lehre des Palladio sowie Autor des Werks "Il forestiero istruito" („Der gelehrte Fremde“), einer Art "Baedeker" jener Zeit, zum Ausdruck.
Die Besichtigung setzt sich fort mit dem Corso Palladio und der Basilica di S. Corona, von der er ein Abbild der Anbetung der Heiligen drei Könige des Veronese lobend erwähnt. Etwas weiter findet sich die so genannte Casa del Palladio, die Goethe viel Anerkennung sowie den Wunsch, sie auf einem Bild des Canaletto wiederzufinden, abverlangte. Dann mündet die Straße in einen Platz, an dem sich der Palazzo Chiericati, das wichtigste Stadtgebäude des Architekten, und das Teatro Olimpico, ein weiteres seiner Meisterwerke, befinden, das Goethe in höchsten Tönen lobt: “ein Theater nach antikem Vorbild, aber in kleinen Proportionen und unsäglich schön …”. Hier nahm Goethe, unter die Öffentlichkeit gemischt, amüsiert an einer Tagung der berühmten Accademia Olimpica teil. Von ganz anderem Tenor stellt sich der Abend dar, den der Dichter im Teatro Eretenio verbrachte: Hier wurde “Il Ratto nel Serraglio” („Die Ratte im Serail“) gegeben und die Zuschauer zeigten ohne Zurückhaltung ihr Gefallen an den dargestellten Reizen.

STRECKE 2
Unweit der Stadttore besichtigte Goethe die Rotonda, Höhepunkt des künstlerischen Schaffens von Palladio. Die tempelförmige Villa beherrscht die vom Bacchiglione durchflossene Umgebung. “Die Baukunst hat möglicherweise noch nie einen solchen Grad an Herrlichkeit erreicht“ schreibt der Dichter. In der unweit gelegenen Villa Valmarana ai Nani, begegnete er der Malerei des Tiepolo: Ohne zu wissen, dass er ein Werk von Vater und Sohn vor sich hat, beurteilte er den Stil des ersten als besser als den natürlichen Stil des zweiten. Dann stieg Goethe zum Santuario di Monte Berico hinauf. Die Barockkirche berührte ihn nicht, ebenso wenig wie das große Bild des Veronese, das Jahre zuvor in seinem Vater Kaspar ganz andere Gefühle hervorgerufen hatte: Bewunderung für die Kunst, Entrüstung darüber, Jesus an einer prunkvollen Tafel sitzen zu sehen. Der Dichter erinnert sich dagegen an die angenehme Begegnung mit einer verschleierten Dame. "Hätte Gott nur gewollt" – lässt er seinem Gedanken freien Lauf - "dass Palladio uns den Plan für ein Bauwerk zu Ehren der Heiligen Jungfrau des Berges - Madonna del Monte – hinterlassen hätte ... dann hätten wir jetzt etwas vor Augen, von dem wir noch nicht einmal eine blasse Ahnung haben!".

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